#Nachtgedanken Und wieder muss ich euch bemühen, einen jener Meister, die ich ehr', weil die eignen Worte mir entfliehen und das Reimen fällt unendlich schwer: (Sonett 87) Leb wohl! Dich halt' ich nicht; bist mir zu teuer; Und, fürcht' ich, deines Wertes wohl gedenk. Der Freibrief deines Selbst wird dein Befreier, Mein Recht an dich ist allzu eng beschränkt. Denn wie besäß ich dich als durch dein Geben? Welch ein Verdienst erwürb mir solche Güter? Der Grund so holder Gunst fehlt meinem Leben: Und so kehrt mein Geschenk zum Eigner wieder. Fremd war dein Wert dir selbst, als du dich brachtest; Ich, der Beschenkte, wohl zu hoch gemessen; So fällt die Gabe, die im Wahn du machtest, Dir wieder heim nach reiferem Ermessen. So hab' ich dich gehabt nur wie im Fieber, Im Traum ein König! wachend ist's vorüber. (William Shakespeare; Dt.: Gottlob Regis, 1836) --- Mit anderen Worten: Wie Träume Schäume sind, An Wirklichkeiten barst', So täuscht sich auch der Sinn, Du meines Wunsches Trugbild warst. Wie konnt' ich mich nur so vergessen: Du, deines Wertes wohl bewusst, Hatt' ich den meinigen zu hoch bemessen; So dass es enden musste im Verlust. Da deinem Wert ich nicht gerecht, Gab ich dich frei, Dass mein die Reue, Dein die erneute Auswahl sei. Obwohl ich arm und unbedeutend bin, Sah ich als König mich, du meine Königin.